In der Nacht vom 26. auf den 27. April wurden die Gäste der linken Kneipe Nordpol über eine Stunde von der Polizei mit Helmen und Polizeihunden festgehalten. Die Betreiber*innen des Ladens halten das Vorgehen für überzogen.

„Die Polizei hat uns keine schlüssigen Gründen für die Durchsuchung unseres Ladens genannt. Es wurde keine konkrete Gefahr benannt. Wie auch? Im Nordpol saßen Gäste und hatten einen entspannten Abend. Dass die räumliche Nähe zu einer angeblichen Auseinandersetzung genutzt wird, um den Nordpol zu durchsuchen und die Gäste zu drangsalieren, ist eine Frechheit“, kritisiert Kathrin Wischke, Sprecherin vom Nordpol. Das erste Gespräch zwischen Anwesenden des Nordpols und der Polizei fand vor dem Ladenlokal statt. Schließlich verschaffte sich die Polizei gewaltsam Zutritt zum Laden. Innerhalb kurzer Zeit trafen insgesamt 18 Polizeiwagen an der Bornstr. 144 ein. Die Polizei war behelmt und hatte Polizeihunde dabei. „Es war mehr Polizei als Gäste in unserer Kneipe. Dieses Auftreten war völlig überzogen und ist ein Einschüchterungsversuch, der das politische Handeln der Polizei zeigt“, beschreibt Wischke. Im Nordpol wurden mehrere Personen kontrolliert und fotografiert. „Die Polizei hat wahllos Menschen ihrer Freiheit beraubt und sie einer willkürlichen Maßnahme unterzogen. Es wurden persönliche Daten erhoben und Bilder angefertigt, während den Personen kein Tatvorwurf gestellt wurde und sie keine Möglichkeit bekamen, sich juristischen Beistand zu organisieren.“ Die Polizei gab in ihrer Pressemitteilung an, dass Zeug*innen der angeblichen Tat gesehen hätten, wie Menschen in den Nordpol geflüchtet wären. Vom vermeintlichen Tatort, die vermutlich an der U-Bahn-Station Glückaufstraße stattgefunden hat, kann man den Eingang vom Nordpol überhaupt nicht sehen. Selbst wenn Leute zum Nordpol gelaufen wären, hätte das niemand sehen können. Auf dem Weg gibt es mehrere Seitenstraßen und einen Park. Die Polizei stellt die Geschehnisse bewusst verdreht dar, um ihren überzogenen Einsatz im Nordpol zu rechtfertigen. Wir werden den Vorfall juristisch prüfen lassen“, kündigt Wischke an. An der U-Bahnstation Glückaufstraße fand zeitgleich zum Einsatz am Nordpol ein polizeilicher Einsatz statt. Wischke kritisiert weiter: „Den ganzen Tag über zogen gewaltbereite Gruppen von Neonazis ungehindert durch die Innenstadt und später die Nordstadt.
Als diese dann spät in der Nacht tatsächlich zu einer Auseinandersetzung kommt, sucht die Polizei die Verdächtigen ausgerechnet an einem der wenigen Orte, an dem rechte Gewalt regelmäßig thematisiert wird.“
Vor dem Besuch durch die Polizei fand im Nordpol eine Veranstaltung statt, bei der über rechte Übergriffe und Organisierungen in Eisenach in Thürigen informiert wurde. Am Nachmittag stand der Nordpol Teilnehmer*innen der Demonstationen gegen den rechtsextremen Aufzug in der Innenstadt als Ort der Erholung und Entspannung offen.
Der Nordpol ist seit 2013 fester Bestandteil der Subkultur in der Dortmunder Nordstadt. Als nicht-kommerzieller, offener Treffpunkt wird er von einem Verein getragen und ausschließlich von Ehrenamtlichen betrieben. Im Nordpol finden regelmäßig niedrigschwellig kulturelle und politische Veranstaltungen statt. Mit seiner klaren politischen Positionierung tritt der Nordpol für gesellschaftliche Teilhabe und gegen Nationalismus, Rassismus, Faschismus, Antisemitismus, Ableismus, Sexismus und Misogynie sowie Trans*- und Homofeindlichkeit im Stadtteil, in Dortmund und darüber hinaus ein. In der Verangenheit kam es schon häufiger zu rechten Übergriffen, Bedrohungen und Schmierereien am Nordpol und gegen Besucher*innen.